Die Müllentsorgung ab 1945

Nach Beendigung des II. Weltkrieges war von der vorhandenen Technik nicht mehr viel übrig geblieben. Der einstmals gut ausgestattete Fuhrpark mit seinen 12 Müllwagen, 2 Motorsprengwagen, einer Motorkehrmaschine und einer Waschmaschine war nach dem Krieg zerstört.

Lediglich einige Fuhrwerke hatten das Inferno mehr oder weniger überstanden. Die hygienische Situation in Rostock zur damaligen Zeit ist mit katastrophal nur unzureichend beschrieben. Insbesondere an den wärmeren Tagen des Jahres musste man mit ständigen Ratten- und Ungezieferplagen rechnen. Bedingt durch die Größe der Stadt und dem Mangel an betriebsfähiger Technik, war es zunächst nur möglich, den Innenstadtbereich, bestehend aus, Altstadt, Stadtmitte Steintor-Vorstadt und der Kröpeliner-Tor-Vorstadt, zentral zu entsorgen. Für alle anderen Gebiete war mit einer Müllabfuhr in der ersten Zeit nicht zu rechnen.

Skoda-RTH Sprühfahrzeug (60iger Jahre)

Infolge der Not, die in den ersten Nachkriegsjahren herrschte, wurde meistens alles noch irgendwie brauchbare Material wiederverwertet. Dennoch wurde von den Einwohnern der Stadt große Mengen an Müll auf die während der Bombenangriffe zerstörten Häuser geschüttet. Daraufhin stellte der damalige Baurat Vogt beim Bürgermeister den Antrag, die anfallenden Abfälle an festzulegenden Stellen zu stapeln, turnusmäßig zu verbrennen und die Rückstände dann in Gruben zu versenken. Problematisch war, dass die Mehrheit der Rostocker Bürger keine Gefäße mehr besaß, um den Unrat zu sammeln. Des weiteren bestand in der Stadt kaum eine Möglichkeit, Gruben der benötigten Größe auszuheben. Daher gab es nur eine Möglichkeit: Der Müll musste mit Pferdefuhrwerken aus der Stadt gebracht werden. Bis zum Juni wurden zunächst die Autowracks aus der Stadt entfernt, Gerümpel und Munition entfernt, die Bürgersteige von Schutt und Sperrgut befreit sowie Müllgruben angelegt. Außerdem wurden Geräte, wie Müllkarren, Schaufeln und Besen beschafft. Im Juni stand nur ein Pferdefuhrwerk zur Verfügung, etwas später waren es schon drei.
 Man begann zunächst mit der Entleerung der Mülleimer, soweit diese noch vorhanden waren. Die Hausabfälle durften zunächst nicht in die Abfallgefäße gefüllt werden, sondern nur in kleinere Behältnisse, damit das Entleeren leichter vonstatten gehen konnte. Die Müllgefäße mussten an festgelegten Tagen zur Abfuhr bereitgestellt werden. Da die Außenbezirke Rostocks noch nicht in die Abfuhr mit einbezogen werden konnten, musste in diesen betroffenen Stadtteilen Fisch und  die tierischen Abfälle in Gruben abgelegt und zugeschüttet werden. Für pflanzliche Abfälle wurden Komposthaufen angelegt, während Papier und leicht brennbare Stoffe verbrannt wurden. Es wurde generell untersagt Müll auf Ruinen abzulagern.
Im September gab der amtierende Bürgermeister einen Erlass zur Bekämpfung und Vermeidung ansteckender Krankheiten heraus: Küchenabfälle und ähnlicher Müll dürfte nur noch auf den eigens freigegebenen Flächen abgelagert werden. Gleichzeitig wurde das Verbot erneuert, Müll auf Ruinen zu schütten. Bei Verstoß gegen diese Anordnung drohte den Verursachern eine wirksame Strafe: Betroffene mussten unendgeldlich bei der Stadtreinigung arbeiten.

Im gleichen Jahr wurde der schon 1932 im Gespräch gewesene Vorschlag zur Errichtung einer Müllverbrennungsanlage wieder aufgegriffen. Er wurde aber auf Grund der bestehenden Transportschwierigkeiten wieder verworfen.
Mit Beginn des Jahres 1946 besaß Rostock bereits 16 Pferdefuhrwerke. Am 18. Januar wurden die Müllabladeplätze in der Carl – Hopp – Str., in der Lübecker Str., am Petridamm und in der Nähe des Hauptbahnhofs für die Öffentlichkeit freigegeben.

Im selben Jahr erschien eine neugefasste Anordnung über die Müllabfuhr und Müllablagerungen. Grundsätzlich wurde das ungeordnete Müllabladen verboten. Auf dem Lande sollte der Müll in Gruben, in Städten in Müllgefäßen gesammelt werden, wobei in den Städten Asche, Glas, usw.. getrennt gesammelt werden sollte. Die Müllbehälter sollten regelmäßig entleert werden, was eine wöchentliche Entleerung bedeutete, während in den Sommermonaten der Müll drei mal wöchentlich abgefahren werden sollte. Müllabladeplätze sollten so angelegt werden, dass keine Geruchs- und Staubbelästigung auftreten konnte. Somit durften sie eine Mindestentfernung von 500 Meter zu Gebäuden und 100 Meter zu Straßen nicht unterschreiten. Durch den damals herrschenden Rohstoffmangel, der sich auf die Verfügbarkeit von Öl, Kraftstoff und Reifen negativ auswirkte, kam es recht häufig vor, dass die Fahrzeuge nicht in Betrieb genommen werden konnten. Somit konnten die Eimer, die die Einwohner der Stadt herausgestellt hatten, nicht entleert werden. Das wiederum führte zu einer weiteren Verunreinigung der Stadt, da sich der Unrat neben den bereitgestellten Gefäßen türmte.
 Mit der Zeit verbesserte sich dann die Lage. Die Stadtreinigung verfügte im Juli 1949 über 115 Mitarbeiter, davon waren 2 als Angestellte beschäftigt. Am 4.8.1949 schlossen sich 16 Betriebe mit insgesamt 1.600 Beschäftigten zum kommunalen Wirtschaftsunternehmen (KWU) zusammen, darunter das Gas-, das Elektrizitäts- und das Wasserwerk- und natürlich die Stadtreinigung. Aus dem KWU ging später der VEB (K) Müllabfuhr und Stadtreinigung hervor, der im Jahr 1952 mehrere Dieselfahrzeuge auf Benzinbetrieb umstellte.