Neue Wege der Müllentsorgung

Am Ende des Jahrzehnts suchte man nach neuen Möglichkeiten der Müllentsorgung. Dabei bestand eine Möglichkeit im Auswechselverfahren. Die auf der Straße stehenden Müllkästen wurden gegen leere ausgetauscht. Die gefüllten Kästen wurden aufgeladen und an einem dafür vorgesehenen Platz entleert. Dazu hätten Anfang des Jahres 1927 etwa 10.000 neue Müllkästen angeschafft werden müssen.

Sprühfahrzeug zur Straßenreinigung

Dagegen sprach, dass viele Rostocker Häuser nicht die notwendige Durchgangsbreite für die neuen Müllgefäße gehabt hätten. Die zweite Alternative war die Einführung der ersten Müllautos in der Stadt. Diese Fahrzeuge waren bis auf die Öffnung auf der Rückseite vollständig geschlossen, der Müll gelangte über ein geripptes Förderband in das Innere des Fahrzeugs. Der Müllfahrer brauchte nur den Mülleimer auf das Förderband kippen, der Müll und der anfallende Staub gelangten in das Innere des Fahrzeuges. Die modernste Technik dieser Zeit war natürlich nicht billig. Ein solches Fahrzeug kostete 1927 rund 30.000 M. In Rostock, wo damals ca. 7.000 Häuser standen, wären mindestens 3-4 solcher Fahrzeuge nötig gewesen. Die Kosten hätten also mindestens ca. 120.000 M umfasst. Andererseits war der Prestigewert einer modernen, gut funktionierenden Stadtreinigung nicht zu unterschätzen. Jedoch war das Geld damals genau wie heute äußerst knapp. Die Modernisierung sollte durch Steuererhöhungen vonstatten gehen.

Im Jahr 1932 wurde ein besonderes Projekt heiß diskutiert. Es handelte sich um den Vorschlag, den in Rostock anfallenden Müll zu verbrennen. Zur damaligen Zeit lebten in der Stadt ca. 19.000 Menschen. Während eines Jahres wurden ca. 25.000 t Müll produziert. Das entsprach einer täglichen Abfallmenge von rund 68,5 Tonnen pro Tag.

Den Hausmüll sollten Vorreinigungsanlagen von den größeren Bestandteilen bereinigen, um anschließend die dafür geeigneten Stoffe der Verbrennung zuführen zu können.
Die Wärme die entsteht, sollte effektiv genutzt werden: Vom durchschnittlichen Heizwert des Mülls ausgehend, sollte eine Dampfmaschine mit einer Leistung von 800-900 PS betrieben werden. Man beabsichtigte, die Energie in das Rostocker Stadtnetz einzuspeisen. Die anderweitig nicht verwendbare Wärme sollte u.a. in Gewächshäusern genutzt werden. Die Restprodukte hätten dann pro Tag nur ca. 10-15 t betragen – ein Rückgang von 15-20% des Ausgangswertes der anfallenden Müllmenge. Aus diesen Abfallprodukten sollten weitere Behelfsbausteine gefertigt werden, ein Teil sollte z.B. zur Humusbildung genutzt werden. Die Kosten hätten für dieses Projekt damals bei ca. 1,5-2.000.000 M gelegen. Ein Bauantrag wurde von der Fa. Bemag (Berliner Meguin AG) gestellt, die Stadt lehnte jedoch aus Geldmangel, aber auch weil noch genügend Ablagefläche zur Verfügung stand, ab.